Die emotionale und soziale Entfaltung des Kindes steht in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Persönlichkeit und dem sozialen Lernen. „Das Kind soll seine eigene Individualität erkennen und sich somit seiner selbst bewusst werden, sich als eigenständige Person fühlen, individuelle Eigenschaften und Vorlieben erkennen und herausfinden, was sie oder er kann.“1 Ich biete den Kindern die Möglichkeit in Kontakt mit anderen Kindern, Tieren und Bezugspersonen zu treten, um sich als Person mit all ihren Wünschen und Gefühlen zu erleben. Dadurch können die Kinder ihr Verhaltenswesen und ihre Beziehung zu anderen gestalten, auch indem Konflikte und gemeinsame Regeln ausgehandelt werden. Wichtig ist es, dass das Kind lernt mit Emotionen wie Wut, Angst, Freude in einer wertschätzenden Atmosphäre umzugehen, in der es Verlässlichkeit und emotionale Sicherheit findet.
Grundlage für die eigenverantwortliche Lebensgestaltung ist die Förderung der Fähigkeiten die jedes einzelne Kind mit sich bringt. Spielerisch soll den Kindern Grundwissen vermittelt werden um die Ausbildung verschiedener kognitiver Fähigkeiten zu fördern. Dazu gehören Denken und Nachdenken, Lösen von Problemstellungen ( das runde Klötzchen muss in das runde Loch ), Gedächtnistraining (beim Memory Spiel), Konzentration und Ausdauer (das Puzzlestück solange drehen bis es in die vorgesehene Aussparung passt). Enttäuschung und Misserfolge führen in einer freundlichen Atmosphäre dazu, dass die Kinder das Lernen erlernen.
Sprache ist das wichtigste Mittel in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Ziel ist es die Freude am Sprechen zu vermitteln. Im Alltag geschieht dies durch gezielte Sprachförderung in Form von Sprachspielen, Übungen, Geschichten erzählen, Vorlesen, Bilderbuch Betrachtung und vielem mehr. Die nonverbale Kommunikation wie Mimik und Gestik wird auch bewusst eingesetzt. Zuhören und antworten, Verstehen und verständlich machen sind wesentlicher Bestandteil. „Aufmerksam zuhören wenn andere etwas sagen, scherzhaft und ernsthaft antworten können, Geschichten, Lieder, Reime und Spiele kennen lernen, Wörter lernen und ihre Bedeutung erfassen. Sinn und Bedeutungen kommunizieren, etwas bei anderen Menschen bewirken, verhandeln und Entscheidungen treffen, einander verstehen.“2
Die Kinder haben die Möglichkeit physikalische und mathematische Gesetzmäßigkeiten zu erfahren. Durch Versuch und Wirkung haben die Kleinsten die Möglichkeit Zusammenhänge zu beobachten und zu analysieren. Sei es verschiedenste Gegenstände mit unterschiedlichem Gewicht vom Kletterturm zu werfen oder am Wasserspielplatz herauszufinden, welchen Weg sich Wasser bahnt. Welche Gegenstände schwimmen und welche nicht. Spielend zählen lernen, eins, zwei, drei, los! Die Kinder sind ermuntert zu beobachten, Fragen zu stellen und ihre Schlüsse daraus zu ziehen.
Die Kinder in meiner Gruppe sehen sich im Alltag unterschiedlichsten Anforderungen in ihrer Bewegung gegenübergestellt. Sei es im Innenbereich über unterschiedlichste Gegenstände, welche die Kinder während dem Spiel auf der Erde hinterlassen haben, ihren Weg zu bahnen oder im Außenbereich. Dort haben sie die Möglichkeit unterschiedlichste Untergründe und Höhendistanzen zu begehen und zu meistern. Die Kinder werden angeregt zu hüpfen, schaukeln, rutschen, balancieren und ihre Kraft mit Geschick einzusetzen. Fast schon für selbstverständlich empfinden die Älteren in der Gruppe, welche auch schon eine Vorbildfunktion für die kleineren übernehmen, die Hygiene. So werden nach jedem Toilettengang und vor dem Essen die Hände gewaschen, vor dem schlafen gehen die Zähne geputzt. Eine wichtige Rolle für eine ausgeglichene Entwicklung ist die Ernährung. Die Mahlzeiten werden frisch zubereitet. Es wird auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung Wert gelegt, in der Bio kein Fremdwort ist. Der Bezug zu Lebensmitteln und den einzelnen Speisen wird den Kindern vermittelt. Dadurch erfahren die Kinder auch, wie die Lebensmittel und Zutaten für ihre Mahlzeit in ihrem Urzustand aussehen und auf ihren Teller kommen!
Als äußerst wichtig in meiner täglichen Arbeit empfinde ich den Umgang mit Tier und Natur. Die Kinder erleben und erlernen Tag für Tag aufs Neue was es bedeutet Verantwortung für Tiere zu übernehmen. Die Tiere müssen jeden Tag, bei jedem Wetter versorgt werden. Auch hier übernehmen die kleinsten schon Verantwortung in Form von kleinen Aufgaben. Sei es mit dem Wasserschlauch die Tränken zu füllen, mit Stroh die Boxen und Lager einzustreuen oder beim Füttern mit Heu, Äpfeln und Kartoffeln die Tiere mit Nahrung zu versorgen. Die Kinder erlernen im Alltag Verantwortung zu übernehmen und entwickeln den nötigen Respekt im Umgang mit Tier und Natur. Tiere werden nicht mehr als Sache sondern als ein Lebewesen wahrgenommen, worum es sich lohnt sich zu kümmern. Die Tiere werden zutraulicher und lassen sich streicheln. Kinder die ängstlich gegenüber Tieren sind, gewinnen Vertrauen und Selbstbewusstsein. Auch werden die Kinder bald ihre eigenen Beete hegen und pflegen können. Mitzuerleben wie aus einem Samenkorn eine Pflanze, ein Nahrungsmittel heranwächst um welches man sich kümmern muss um es später ernten und essen zu können. Kurz gesagt, den Kindern wird versucht ein ganzheitliches System von Tier und Natur zu vermitteln (auch wenn sie das Gebilde erst Jahre später begreifen und erfassen). In einer Zeit in der es für Kinder immer wichtiger wird zu erfahren und zu erkennen, wie viel Verantwortung, Arbeit und Energie, in Tier und Pflanze und somit auch in ihrem Nahrungsmittel steckt. Es ist nicht einfach nur der Griff ins Regal.
Meine Aufgabe für die Kinder ist es den Innen- und Außenbereich so zu gestalten, dass die Kinder mit möglichst vielen Sinnen angesprochen werden und diese die Kinder zu kreativem Handeln animieren lässt. Es wird Material (unterschiedliche Blei- oder Wachstifte, kinderfreundliche Knete, Scheren und Papier, Kleber, Bastelmaterial, Musikinstrumente und vieles mehr) den Kindern zur Verfügung und Auswahl gestellt. Als ehemaliger Waldorfschüler sind mir die Arbeit und der Umgang mit unterschiedlichsten Naturwerkstoffen wie Wolle, Holz, Ton und Lehm bestens bekannt. Zu diesem Material haben die Kinder zu jeder Zeit Zugang. Es wird individuell verfolgt und beobachtet, für welche Dinge sich das Kind im Moment interessiert und die Tätigkeit unterstützend begleitet.
1 (nach: Bertelsmann Stiftung & Staatsinstitut für Frühpädagogik 2006)
2 (nach: Bertelsmann Stiftung & Staatsinstitut für Frühpädagogik 2006)